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22.02.2023 |

Public Relations-Agenturen und Jurist*innen: Eine strategische Allianz

Viele gehen davon aus, dass sich die PR- und die Rechtsabteilung in einem unüberwindbaren Konflikt befinden. Das klassische Klischee: Ein PR-Mitarbeiter schlägt eine Idee vor, die dann von der anwesenden Juristin verworfen wird, weil sie aus ihrer Sicht das Unternehmen Haftungsrisiken aussetzen könnte.

Das mag in einigen Fällen zutreffen, aber meistens sind die Ziele von PR-Agenturen und Jurist*innen deckungsgleich. Denn letzten Endes sind beide mit der Aufgabe betraut, den Ruf der Institution zu schützen. Deshalb lohnt sich aus meiner Sicht die Zusammenarbeit der beiden Parteien – vor allem in komplexen Fällen.

Das offensichtlichste Beispiel ist die Krisenkommunikation. Als PR-Agentur stützt sich unsere Krisenkommunikationspraxis auf eine enge Beziehung zu den Rechtsabteilungen. Die erste Frage, die wir jeweils stellen, wenn sich ein Kunde bezüglich Krisenkommunikation an uns wendet, ist, ob eine interne oder eine externe Rechtsanwältin den Fall bearbeitet. Denn wir wollen sicherstellen, dass wir bei allen Kommunikationsmassnahmen die Risiken eines möglichen Rechtsstreits berücksichtigen. Aufgrund der Synergie unserer Berufe, sind wir auf Recherchen und Informationen angewiesen, die uns nur Jurist*innen zugänglich machen können.

Die Beziehung zwischen PR-Agenturen und Jurist*innen mag also auf den ersten Blick spannungsgeladen erscheinen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Rechtsabteilungen, die regelmässig mit PR-Agenturen zusammenarbeiten und umgekehrt, erkennen schnell den gegenseitigen Mehrwert bei der Erreichung der Ziele des Kunden. Denn es ist eine notwendige Beziehung, um Organisationen in guten und schlechten Zeiten zu helfen.

Im Laufe der Jahre habe ich mit mehreren juristischen Einrichtungen zusammengearbeitet, zum Beispiel zur Unterstützung von Projekten im Bereich von Krisenmanagement bis zu Fusionen und Akquisitionen (M&A). Hier sind einige der Lektionen, die ich gelernt habe:

Alle am Tisch
Die Rechtsabteilung ist in der Regel an wichtigen Entscheidungen beteiligt, aber als PR-Fachleute spielen wir im Entscheidungsprozess als Resonanzboden eine wichtige Rolle. Allzu oft schreiten wir reaktiv ein, um im Nachhinein den Schlamassel zu bereinigen, anstatt ihn zu verhindern oder zumindest abzumildern. Wenn die PR von Anfang an mit am Tisch sitzt, kann sie eine wertvolle Rolle bei der Gestaltung von Strategien spielen, anstatt nur darauf zu reagieren.

Sich gegenseitig stärken
Bei der Krisenkommunikation geht es darum, für den schlimmsten und den besten Fall zu planen und entsprechende Notfallpläne zu erstellen. Doch oft arbeiten beide Parteien isoliert und wissen nicht, dass es die jeweils andere Partei gibt oder welche Massnahmen geplant sind. Durch ihre Zusammenarbeit können Kommunikatoren und Jurist*innen nicht nur die Abstimmung sicherstellen, sondern auch dazu beitragen, die jeweils andere Seite bei der Erreichung umfassenderer Ziele zu stärken oder zu unterstützen.

Was, wenn es brisant wird?
In der PR-Arbeit sind wir uns bewusst, dass ein falscher Schritt zu einer unerwünschten Medienberichterstattung führen kann, die dann einen Schneeballeffekt auslöst. Dieser Punkt wird manchmal von der Rechtsabteilung übersehen, die sich in erster Linie auf das rechtliche Verfahren konzentriert. Die Erfahrung zeigt, dass Juristen und Kommunikatorinnen in Zusammenarbeit mehr Schutz für das Unternehmen bieten können, da somit auch die Risiken für das Image berücksichtigt werden. Ein Beispiel dafür sind Veröffentlichungen im Rahmen von Gerichtsverfahren.

Dokumente für den öffentlichen Raum
Viele juristische Dokumente werden als öffentlich angesehen oder könnten es werden. Eine einfache Überprüfung kann dazu beitragen, dass sie so gut wie möglich aufbereitet sind, und schlechte Presse verhindert werden kann. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Juristin und der PR-Berater alle wichtigen rechtlichen Dokumente gemeinsam prüfen. Egal, ob es sich um Verträge oder Beschwerden handelt, die Dokumente sollten für die öffentliche Sphäre vorbereitet werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein gemeinsames Vorgehen, wie es in diesem Artikel beschrieben wird, durch die stetige und kontrollierte Abstimmung der Standpunkte entsteht, auch wenn diese möglicherweise von abweichenden Ausgangspositionen ausgehen.

Über die Autorin

Nabila Bouzouina glaubt an die Synergie der Berufe und an das Lernen von anderen, die uns mit ihrem Fachwissen bereichern und unsere Kultur vervollständigen. Ihr Wissen über PR-Arbeit ist im Laufe der Zeit und während ihrer gesamten Laufbahn vor allem durch Begegnungen gewachsen, oft ausserhalb ihres Ökosystems.