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2008

Wien ist leiwand

Was Krypton für Superman, ist Wien für mich. Nicht, dass ich mich mit einem Superhelden vergleichen würde, eher mit einem, der eigentlich von einem anderen Planeten stammt. Die Suche nach meinem Heimatplaneten endete 2008 in Wien. Nie habe ich mich irgendwo auf der Welt so schnell zu Hause gefühlt wie hier: Die augenzwinkernde Morbidität und der Schmäh haben mich sofort hingerissen. «Selbstverfreilich» sagte der Kellner, nicht viel älter als ich, völlig unironisch als ich ihn um den Salzstreuer bat.

Ich hatte Wien eher zufällig als Ziel meines Austauschsemesters ausgewählt. Die Stadt sah hübsch aus und ich hatte eine Schwäche für die österreichische Lyrik. Und nun machten die Kakerlaken im Studentenheim, die schwer verständlichen Mitstudierenden aus Oberösterreich (warum ist bei denen alles leiwand?), die Grantler in der Bim und der saukalte Wind aus der ungarischen Tiefebene meine Zuneigung nur noch stärker. Schliesslich bestätigten sie nur den damaligen Claim der Stadt «Wien ist anders».

Ich verbrachte meine Zeit an Bällen, an denen der Bürgermeister in Lederhosen erschien, ich trank Tequila Sunrise für 50 Cent pro Glas, sah die Fledermaus in der Volksoper so oft nur menschenmöglich, entdeckte Gräber von «wirklich geheimen k.u.k. Geheimräten» auf dem Zentralfriedhof und versuchte in jeder freien Minute die dichte Schreibe von Elfriede Jelinek zu verstehen. Und irgendwie habe ich mich dabei gefunden – und verliebt. Ich verliess die Donaustadt als schwarzhumorige Wahl-Wienerin.

Währenddessen bei open up …

Fertig, Schluss!

Covent Garden, im Mai 2008. Kilian steht an der Ecke zu St. James Street und telefoniert. Mit der Marketingchefin unseres grössten Kunden zu der Zeit. Er informiert sie, dass open up das Mandat per sofort niederlegt und die Zusammenarbeit beendet. Päng!

Diesem Telefonat ging eine schwierige Zeit voraus, wo unser Team sehr viel Respektlosigkeit und Unfairness ertragen musste. Gespräche mit der Kundin hatten nichts genützt und so entschieden wir, das Mandat zu beenden. Unternehmerisch und wirtschaftlich war es ein harter Entscheid, weil wir rasch neue Projekte für die drei involvierten Mitarbeitenden finden mussten. Menschlich war es das einzig Richtige, vielleicht hatten wir sogar zu lange gewartet.

Dieser Entscheid hat uns darin gestärkt, dass wir Werte wie Respekt und Vertrauen sehr häufig thematisieren. In den Kundenbeziehungen aber auch intern. Denn wir wollen einen fairen Umgang miteinander, wo man das Gegenüber schätzt und respektiert. Nur so macht die Zusammenarbeit Spass und es entstehen gute Kommunikation und positive Ergebnisse.