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14.04.2025 |

Stakeholder-Journey zum Matterhorn

 

Mit dem anstehenden Bau des Mattertal Tunnels zwischen Täsch und Zermatt begleitet open up die Stakeholder-Kommunikation der Matterhorn Gotthard Bahn in einem Projekt, das weit über die Landesgrenzen hinausstrahlt. Unsere Kollegin Evelyne Oechslin hat dazu gerne unserer deutschen Partneragentur Sympra GmbH (GPRA) im internationalen Public Relations Network (PRN) Auskunft gegeben.

Evelyne, im Mattertal ist ein grosses Infrastrukturprojekt geplant. Was steckt dahinter?

Seit über 130 Jahren ist das Mattertal mit dem Zug erreichbar. Seitdem ist das vormals kleine Bergbauerndorf Zermatt zu einem der beliebtesten Tourismusorte der Welt geworden. Aufgrund der Topografie des Mattertals, blockieren Naturereignisse wie Lawinen und Steinschläge immer wieder die Strecke zwischen Täsch und Zermatt. Der autofreie Ferienort wird dadurch immer wieder von der Aussenwelt abgeschnitten. Denn neben der Zugstrecke wird dabei auch oft die Strasse, die ausschliesslich durch Anwohnende genutzt werden darf, verschüttet. Für 2028 ist der Baustart des Mattertal Tunnels geplant, der für eine ganzjährig sichere ÖV-Verbindung sorgen soll.

Freie Fahrt zum Matterhorn: Wie bereitet ihr die Kommunikation vor?

Die Bahnverbindung zwischen Täsch und Zermatt ist Teil des Ausbaus des gesamtschweizerischen Bahnnetzes. Die Verkehrssicherheit des Mattertals betrifft die ganze Region und ist für den Tourismus relevant; das Projekt wird durch das Bundesamt für Verkehr finanziert. Zukünftig fährt die Bahn nicht nur im Viertelstundentakt, sondern auch in der Hälfte der Zeit, da keine Zahnradstangen mehr benötigt werden. Es gibt also zahlreiche Vorteile – aber natürlich auch viele Bedenken rund um den Bau des Tunnels. Wir konzentrieren uns darum auf eine dezidierte Stakeholder-Kommunikation, erklären das Projekt und die Vorteile des Tunnelbaus detailliert auf einer Website und im Blog und binden alle Betroffenen ein. Hier steht aktuell vor allem die Bevölkerung in und um Täsch im Fokus, denn sie muss mit den Auswirkungen des Tunnelbaus an sich klarkommen. Aushub, Staub, Lärm – da kann der Nutzen eines solchen Bauvorhabens schon mal in den Hintergrund geraten. Darum ist es sehr wichtig, von Anfang an das Gespräch zu suchen und – etwa in Form von Bürgerversammlungen – immer wieder anzubieten und auch tatsächlich offen zu sein für Vorschläge.

Kommuniziert Ihr vollendete Tatsachen, oder haben die Bürger wirklich ein Mitspracherecht?

Die Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger werden angehört und aufgenommen, die Vor- und Nachteile des Projekts offen diskutiert. Mindestens einmal im Jahr gibt es eine Infoveranstaltung für die Bevölkerung. Hier berichten die Projektverantwortlichen der Matterhorn Gotthard Bahn selbst über den Stand und den geplanten Verlauf des Projekts und nehmen Fragen auf. Der Austausch funktioniert sehr gut, denn in der Schweiz sind die Leute an demokratische Prozesse gewöhnt – und an das Mitspracherecht. Ob die Zukunft einer Kuhweide und die Erschütterung rund um ein Bienenhaus bei Probebohrungen – kein Anliegen ist zu klein, und es werden ehrliche Lösungen gesucht.

 

Das Matterhorn ist ein Garant für weltweites Interesse. Welche Rolle übernehmt ihr als Schweizer Agentur in der internationalen Darstellung?

Wir gehen bei diesem Projekt kommunikativ von innen nach aussen. Das heisst, aktuell stehen die Anspruchsgruppen vor Ort im Zentrum. Nach Baubeginn wird das Projekt sicher auch breiter interessieren, und es wird auch spannende Geschichten rund um den Bau zu erzählen geben. Ein wichtiger Moment für die nationale und internationale Kommunikation wird die Eröffnung des Tunnels sein, die für 2035 geplant ist. Sicher ist auch, dass die Kommunikation rund um das Projekt mit der Zeit an Emotionalität gewinnen wird. Es werden vermehrt Personen im Fokus stehen, die mit dem Jahrhundertprojekt der Matterhorn Gotthard Bahn verbunden sind, und es wird spektakuläre Bilder vom Tunnelbau geben.

Wie macht Ihr ein Projekt lebendig, das es noch gar nicht gibt?

Auf der Website mattertal-tunnel.ch gibt es Hintergrundinformationen, Pläne und einen Zeitstrahl. Ein wichtiges Kommunikationsmittel ist die Animation, die alle Interessierten schon jetzt auf eine Fahrt durch den Tunnel mitnimmt. Sie schafft es schon in dieser Phase, wo noch nichts zu sehen ist, eine gewisse Emotionalisierung zu erzeugen. Im Blog erzählen wir ausserdem Geschichten – auch aus der Vergangenheit – zum Beispiel wie beschwerlich das Reisen durch das Mattertal früher war, bis die Eisenbahnverbindung kam. Auch auf Social-Media-Kanälen begleiten wir dieses Jahrhundertprojekt, das immerhin eine halbe Milliarde Schweizer Franken kostet. Unser Ziel ist es, den Menschen die Chance zu geben, sich das Projekt zu eigen zu machen. Wenn am Ende so viele wie möglich sagen: ‚Das ist so in Ordnung für mich. Ich nehme diese Zeit mit Beeinträchtigungen in Kauf, weil ich weiss, am Ende wird es sich für die Region lohnen‘ – dann haben wir einen guten Job gemacht.

Das Interview wurde von Anahita Shakour-Wiegand von Sympra geführt und vom Public Relations Network (PRN) erstmals veröffentlicht.